Interview mit Diare Cornley und Vanessa M. zu ihrem aktuellen Buch „Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“

erstellt von: HOMO Littera | Kategorie(n): Interviews

„Diare Cornley“ und „Vanessa M.“ haben uns zu ihrem aktuellen Buch „Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“  ein Interview gegeben

Liebe zwischen geschriebenen Zeilen

Hallo Diare, hallo Vanessa. Vor Kurzem erschien euer Roman „Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“. Würdet ihr unseren Lesern kurz erzählen, worum es in eurem Buch geht?

Diare: In dem Buch geht es um einen Autor, der einen Roman über einen ehemaligen Promi schreiben will, welcher sich plötzlich von der Öffentlichkeit losgesagt hat. Er will das Buch so schreiben, dass es auf umgeschriebenen, wahren Begebenheiten beruht. Also findet er nach intensiver Suche einen ehemaligen Rockstar, der bereit ist, ihm seine Geschichte zu erzählen. Während der gemeinsamen Arbeit lernen die beiden sich immer näher kennen – und letztendlich auch lieben.

Vanessa: Genauer gesagt: Es geht um Florian, einen jungen Autor, der für sein neues Werk mit Tobias, einem ehemaligen Sänger, zusammenarbeitet. Florian möchte, dass sein Buch sehr nah an die Realität herankommt, es soll aber auch keine Biografie werden. Tobias gibt ihm daher durch seine eigenen Erfahrungen den notwendigen Input. Die beiden verstehen sich gut, und die berufliche Ebene vermischt sich nach und nach mit der privaten …

Wie ist die Idee zu „Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“ entstanden?

Diare: Ich kann das gar nicht mehr genau sagen. Aber wir waren immer auf der Suche nach neuen Ideen, nach etwas, was man noch nicht kennt. Ich denke, das geht den meisten Romanautoren so, und ich hoffe, uns ist das besonders im Detail auch gelungen. Irgendwie und irgendwann entstand dann die Grundidee für Liebe zwischen geschriebenen Zeilen. Die Einzelheiten kamen aber mit dem Schreiben.

Vanessa: Um ehrlich zu sein, hat es mich schon immer interessiert, wie es wohl hinter den Kulissen von einem Star so aussehen muss. Irgendwann wurde der Gedanke dann zur konkreten Idee für ein Buch.

Wie sahen die Recherchearbeiten zum Roman aus? Woher habt ihr die Informationen zum Leben eines Popstars genommen?

Diare: Aus Büchern, Erzählungen, Internetseiten – eben überall daher, wo man als normaler Bürger Informationen herbekommen kann. Vieles ist auch ein nüchterner Blick auf die Realität, wenn man sich nicht vom Schein trügen lässt. Die meisten wären am liebsten reich und berühmt, aber wie oft verschwinden Stars vom Himmel, und wie oft hört man, dass ach so glückliche Prominente drogen- oder alkoholabhängig sind? Das ist kein Mensch ohne Grund. Und man hört auch viel zu oft, dass ein Prominenter psychisch krank ist oder gar Selbstmord begeht. Robin Williams, Chester Bennington und Kurt Cobain dürften gute Beispiele sein, die zeigen, wie dunkel die Schattenseiten der Glitzerwelt sein können.

„Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“ ist nicht euer erstes gemeinsames Werk. Wie kann man sich die Planung sowie den Schreibprozess zweier Autoren vorstellen? Findet ihr es schwieriger zu zweit an einem Manuskript zu arbeiten als alleine?

Diare: Von Skript zu Skript haben sich unsere Methoden geändert. Anfangs kam alles spontan, wir haben in einem Messenger immer abwechselnd geschrieben – jeder so weit, wie er gerade wollte und konnte. Mal war es nur eine Zeile, ein andermal waren es 20 Zeilen, ganz unterschiedlich. Hatte jemand eine Idee, konnte er durch diese Methode die Idee einfach einbringen. Wir haben da immer harmoniert und nie großartig etwas einzuwenden gehabt. Bei Liebe zwischen geschriebenen Zeilen hatten wir Ideen zur groben Vorplanung in einem Dokument und diese nach und nach umgesetzt, herausgenommen, wenn es doch nicht mehr gepasst hat oder weitere Ideen hinzugefügt. Generell fiel mir vor allem früher das Schreiben mit jemand anderes leichter. Hatte ich mal keine Idee, hatte der andere vielleicht eine, und diese wiederum konnte neue Ideen bei mir schüren. Mein letztes Skript habe ich jedoch alleine geschrieben und auf ganz andere Art und Weise das Schreiben für mich neu entdeckt. Das erste Mal hatte ich keine einzige Schreibblockade. Aber mittlerweile bin ich auch in anderen Bereichen der Schreiberei tätig und schreibe immer alleine, was mir gefühlt immer leichter fällt.

Vanessa: Ich persönlich finde es sogar etwas einfacher, ein Buch in Kooperation zu schreiben, da man eine weitere Perspektive dazubekommt. Es kommt immer mal wieder vor, dass man an einer Szene schreibt, wo man nicht genau weiß, wie sie enden soll. Eine andere Sicht ist hierbei oft hilfreich. Außerdem kann es auch viel witziger sein. Wir selbst haben die Geschichte in verschiedenen Abschnitten geschrieben. Ein Teil kam von mir, einer von Diare, dann wieder einer von mir und so weiter. Ganz am Anfang machen wir immer ein Gerüst, wie wir uns den Verlauf ungefähr vorstellen. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Benötigt ihr Inspiration zum Schreiben? Oder besondere Musik beziehungsweise eine bestimmte Umgebung?

Diare: Wenn ich schreibe, brauche ich absolute Ruhe, ich lasse mich sehr schnell ablenken und kann mich bei laufender Musik, mit dem lauten Rattern meines neuen, aber im Moment kaputten Kühlschranks (Techniker kommt nächste Woche *lach*) im Hintergrund gar nicht konzentrieren und werde davon auch nicht inspiriert. Obwohl ich kein Film-Fan bin und Keyboard und Gitarre spiele, finde ich in Musik keine Inspiration zum Schreiben, dafür aber in Filmen und Geschichten, manchmal auch in Dingen, die mir andere erzählen – oder Themen, die Freunde und Verwandte ansprechen. Es ist total unterschiedlich und manchmal ist ganz plötzlich eine Idee da, wo ich nicht weiß, wo sie herkommt.

Vanessa: Meistens brauche ich tatsächlich eine ruhigere Umgebung zum Schreiben, weil ich dabei meine Gedanken besser fassen kann.

In „Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“ sprecht ihr die Problematik bezüglich Hatern, Neidern und erfundenen Kritikern an, die bewusst schlechte Rezensionen im Internet verbreiten. Wie ist eure Erfahrung damit?

Diare: Überall wo Positives ist, gibt es auch Negatives. Das ist traurig, aber wahr, vielleicht macht das Negative das Positive zum Teil auch zu dem, was es ist. Ich denke, jeder hatte schon mal mit Neid und auch mit Hatern zu tun. Ich sage immer: Wer anderen etwas Böses wünscht oder tut, ist selbst nicht glücklich. Niemand der positiv, zufrieden und glücklich mit sich und seinem Leben ist, wünscht jemand anderem etwas Böses, obwohl dieser nichts Böswilliges getan hat. Entsprechend bedauere ich solche Menschen eigentlich eher. Bei Leuten die wirklich nur Böses wollen, hoffe ich immer auf Karma. Ich bin zwar nicht gläubig oder spirituell, aber Karma hat dennoch für mich etwas Faszinierendes und irgendwie auch Echtes. Ich quatsche schon wieder zu viel: Kurz gesagt, hatte auch ich meine Erfahrungen mit Hatern und Neidern. Und gerade weil die Welt so voll davon ist, überlege ich mir privat auch immer genau, wem und wie viel ich von meiner Schreiberei und meinen Büchern erzähle. Schlechte Bewertungen können leider viel kaputt machen, sind aber leicht und schnell da.

Vanessa: Irgendwann macht wahrscheinlich jeder so seine Erfahrungen. Früher habe ich mir schlechte Kritiken sehr zu Herzen genommen, mittlerweile gehe ich aber eher locker damit um, weil mir bewusst geworden ist, dass Eindrücke und Geschmäcker verschieden sind. Was der eine gut findet, kann der andere schon total schlecht finden. Ich finde es nur schade, dass manche aus Neid andere schlecht machen wollen, anstatt sich einfach für sie zu freuen oder sie zu ignorieren.

Ihr schreibt schwule Romane. Oftmals gibt es starke Kritik, dass Frauen in diesem Genre tätig sind. Denkt ihr, dass es Autorinnen im schwulen Bereich am Buchmarkt schwerer haben?

Diare: Nein, glaube ich eigentlich nicht, schon gar nicht bei den ganzen Pseudonymen. Oft weiß man gar nicht, ob das ein männlicher oder weiblicher Autor ist, der einen Namen trägt, welcher eigentlich dem anderen Geschlecht zuzuordnen ist. Wer das geschrieben hat, erfährt man erst, wenn überhaupt, wenn man sich über den Autor informiert oder ihn auf einer Messe trifft. Anders sieht es vielleicht aus, wenn es fachlicher wird. Dann kann ich mir vorstellen, wollen Schwule auch wirklich von schwulen Männern Literatur vor sich liegen haben, weil sie wissen, dass dort auch Praxiswissen vorhanden ist.

Vanessa: Tatsächlich muss ich sagen, dass ich mehr Frauen in diesem Genre kenne, daher würde ich nicht unbedingt sagen, dass man es als Frau schwerer hat. Natürlich höre ich immer mal wieder den Kommentar „Du weißt doch gar nicht, wie das ist“, aber Liebe ist Liebe. Die ist nicht anders, nur weil ein Mann einen Mann liebt oder eine Frau eine Frau. Allerdings muss ich sagen, dass man es generell als Autor im schwulen Bereich um einiges schwerer hat. Wenn ich ein Fantasy-Buch mit einem männlichen Protagonistenpärchen verfasse, bekommt es deutlich weniger Aufmerksamkeit, als wenn ich dasselbe Buch mit einem ungleichgeschlechtlichen Paar auf den Markt bringe. Das finde ich sehr schade.

Nach wie vor schreiben viele SchriftstellerInnen im homosexuellen Bereich unter einem Pseudonym, da die Akzeptanz in der Öffentlichkeit oftmals schwierig ist. Auch ihr habt einen Künstlernamen gewählt. Gibt es bei euch ähnliche Gründe?

Diare: Tatsächlich habe ich mein erstes Buch unter meinem echten Namen veröffentlicht und es später bereut. Wie gesagt, sind Neider überall, und neben denen könnte ich auch mal einen potentiellen Arbeitgeber haben, der meinen Namen bei Google eingibt und etwas findet, was er nicht so toll findet. Oder andere Menschen, die mich kennen und einfach mal schauen wollen. Ich bestimme gern selbst, was ich wem preisgebe und bin da ein kleinwenig paranoid, kann man sagen.

Vanessa: Bei mir liegt es eher daran, dass ich einen Strich zwischen Beruf und Privatem ziehen möchte.

Könnt ihr über zukünftige Projekte schon etwas sagen? Werdet ihr auch zukünftig wieder als Duo schreiben?

Diare: Bald erscheint ein Roman von mir beim Main Verlag, außerdem ist ein weiteres Buch bei HOMO Littera geplant. Ansonsten ruhe ich mich derzeit ein wenig von Romanen aus und arbeite vor allem als Ghostwriterin. Das fordert mich so sehr, dass ich derzeit gar keine Zeit für ein neues Projekt habe. Schon allein deswegen ist auch von uns gemeinsam aktuell nichts in Arbeit.

Vanessa: Bis jetzt ist von meiner Seite her noch nichts Konkretes geplant, aber man weiß nie, was die Zukunft bringt.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen euch weiterhin viel Erfolg!

Diare: Danke schön, das wünsche ich auch euch. 🙂

Vanessa: Danke schön! Es hat mir echt Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten.

Diare Cornley wurde im April 1990 nahe Dresden geboren. Bereits in ihrer frühen Jugend schrieb sie gern Geschichten und kam mit 18 Jahren durch einen Zufall dazu, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Vanessa M. ist 1995 in Oberösterreich geboren und lebt seit 2017 mit ihrer Freundin in der Nähe von Nürnberg. Bereits in der Schulzeit hat sie ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckt. Mit „Liebe zwischen den Zeilen“ veröffentlicht sie nun das vierte Buch mit ihrer Autorenkollegin Diare Cornley.

„Liebe zwischen geschriebenen Zeilen“ ist seit Dezember 2019 im Buchhandel und online erhältlich.